Du hast doch schon zwei?!

Reaktionen auf meine dritte Schwangerschaft

Ja, wir bekommen ein drittes Kind! Was ist anders. Erst mal gar nicht so viel. Ich fühle mich souveräner und etwas vorbereiteter als bei den anderen beiden. Denn eins weiß ich mit Gewissheit: Es kommt sowieso ganz anders als ich mir das vorgestellt habe.

Was auf jeden Fall anders zur ersten Schwangerschaft ist. Die Bewusstheit für die Schwangerschaft kommt im Arbeits- und Kinderalltag etwas abhanden. Und so freue ich mich wirklich auf jede Ultraschalluntersuchung, wenn ich liebevoll daran erinnert werde, dass sich da in meinem Bauch ein kleines Menschlein befindet.

Doch was wirklich ganz anders ist, sind die Reaktionen und Kommentare auf meine Botschaft „Ich bin schwanger.“ Während beim ersten Kind von vielen echte Freude mit einer Prise „Na-endlich“ vorherrschend war, war die Freude von außen beim zweiten schon gedämpfter, denn irgendwie war das zweite Kind so erwartbar. Doch jetzt beim dritten Kind gehen die Reaktionen sehr weit auseinander.

Die emotionalen Sympathisanten

Da gibt es sehr viele die sich wirklich freuen und auf diese doch emotionsgeladene Botschaft mit positiver Resonanz reagieren. Ich nenne sie die „emotionalen Sympathisanten“. Die freuen sich wirklich und freuen sich von ganzem Herzen mit dir. Auch im Businesskontext habe ich eine ganz wundervolle Reaktion bekommen, die mir signalisiert hat: „Ja, der Job darf da sein, das ist ein temporär begrenzter Lebensabschnitt, in dem ich möglicherweise eingeschränkt bin. Aber ich kann in meiner beruflichen Identität bleiben und es wird weitergehen.“

Doch dann kamen auch noch auffällig viele – sagen wir mal – doch nicht ganz so freudige Kommentare. Die erste Gruppe sind die „Pragmatiker“. Von ihnen kommt sowas wie: „Dann braucht ihr ja ein neues Auto?!“, „Wie macht ihr das dann mit Kinderzimmer?“ „Das kostet ja dann schon noch mal ne Stange Geld.“ etc. Recht rationale Kommentare, die schnell im Problem sind, aber es sind Menschen, die dann doch versuchen mit dir gemeinsam Lösungen zu finden. Aber ganz ehrlich, diese Fragen, hatten wir im Vorfeld schon für uns beantwortet. Also, eher wenig hilfreich.

Die Traditionellen

Die zweite Gruppe: „die Traditionellen“. Von ihnen kommen Aussagen wie: „Ihr habt doch schon 2?!“ Und der Sinn dieser Frage erschloss mir nicht so ganz, denn die einfache Antwort darauf ist: „Ja.“ Gespräch beendet. Vielmehr jedoch glaube ich, ist diese Frage durch das gesellschaftliche Idealbild einer Familie initiiert. Ich habe das mal recherchiert. Laut Bundesamt für Statistik haben wir gut 50% Ein-Kind-Familien, etwas 36% Zwei-Kind-Familien und nur 12% Mehrkind-Familien (3 und mehr Kinder). Irgendwie ja dann auch logisch, dass ich bald als Minderheit der Gesellschaft Irritationen auslöse.

Die Zweifler

Die dritte Gruppe der Negativ-Reaktionen sind „die Zweifler“, die wirklich überproportional oft  in meinem Umfeld auftraten. Von ihnen kommt sofort die Frage: „War das geplant?“ Und hier gibt es wieder eine einfache Antwort: „Ja.“ Doch was steckt hinter dieser Frage. Etwas provokativ und zugleich oberflächlich unterstellt mir diese Frage ja die Möglichkeit, dass ich mit 38 immer noch nicht weiß, wie man richtig verhütet. Doch als ich länger darüber nachdachte fiel mir ein: Emotionale Botschaften generieren emotionale Reaktionen. Das heißt, der Kommentar meines Gegenübers sagt, durch die (erzwungene) Resonanz, mehr über mein Gegenüber aus, als über mich. Mein Gegenüber zweifelt daher möglicherweise gar nicht an mir, sondern hat selbst noch Zweifel mit dem Thema. Eine Freundin, die mit ihrer Familienplanung definitiv durch ist, schilderte mir das so wunderbar, dass ich durch meine dritte Schwangerschaft selbst bei ihr Irritationen auslöste. Man hat das Bild von mir, dass ich gerne arbeite und daher war sie unser weiteres Kind gar keine Option. Ich hatte sie damit überrascht, aber gleichzeitig, das Bild von mir zerrüttet, was ihr wiederum die Frage spiegelte, ihre eigene Familienplanung zu überdenken.

Daher dürfen wir uns in so vielen Kommunikaitonssituationen, gerade wenn es um sehr emotionale Themen geht immer die Fragen stellen: „Bringt mich diese Frage weiter? Ist sie hilfreich?“ „Und ist sie wirklich meine oder sagt sie mehr über den Sender als über mich selbst?“

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